Wollen die Deizisauer Eltern eine richtige Ganztagesschule – oder soll alles bleiben wie bisher? Das soll eine Umfrage klären.
Wie sollen die künftigen Grundschulkinder schulisch versorgt werden, wenn Eltern von 2026 an das Recht auf Ganztagsbetreuung haben? Diese Frage hat der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs den Eltern von künftigen Erstklässlern gestellt. Damit ist Deizisau eine der ersten Kommunen im Kreis Esslingen, die sich des herausfordernden Themas annehmen.
Bei einem Infoabend ging es um viele Themen – von Hausaufgaben bis Lernförderung, von Mittagspause über Lehrermangel und Vereine bis zu Ferienzeiten. Auch die Frage nach den Kosten spielte eine Rolle. Matrohs hatte die Eltern in die Schule eingeladen und sich mit Schulrat Kai Katuric vom Staatlichen Schulamt Nürtingen fachliche Unterstützung an die Seite geholt. Fast 70 Frauen und Männer waren gekommen, um sich über die unterschiedlichen Modelle zu informieren.
Lediglich zwei Modelle zur Auswahl
Welcher Ganztagesbetrieb es künftig sein wird, soll sich am Bedarf der Deizisauer Familien orientieren. Die Verwaltung wird in den nächsten Tagen Fragebögen an alle Familien versenden, deren Kinder im Herbst 2026 eingeschult werden sollen. Bereits beim Thema Wärmeplanung hatte die Deizisauer Verwaltung über das Instrument der Umfrage Wünsche und Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger eruiert.
Beim Abend jetzt zeigte sich ein großer Informationsbedarf. Wie groß der Gesprächsbedarf ist, belegten auch die vielen Wortmeldungen im Anschluss, zumal deutlich wurde, dass das Staatliche Schulamt den Deizisauern lediglich zwei Modelle zur Auswahl empfiehlt. Dabei handelt es sich um die Halbtagsgrundschule mit ergänzender Betreuung bis maximal 17 Uhr, wie sie bereits in Deizisau angeboten wird, oder alternativ um die verbindliche Ganztagesgrundschule mit zunächst sieben Stunden an drei Tagen. Das heißt, die Erstklässler könnten beispielsweise an drei Tagen pro Woche von 7.45 Uhr bis 14.45 Uhr die Schule besuchen und bei Bedarf eine ergänzende Betreuung bis maximal 17 Uhr nutzen. Der Pflichtunterricht würde verbindlich ergänzt mit Lern- und Hausaufgabenbetreuung sowie Arbeitsgemeinschaften, die von Lehrpersonal und Kooperationspartnern wie Vereinen angeboten werden könnten. Beide Varianten decken den Rechtsanspruch auf einen Ganztagesplatz ab, erklärte Katuric.
Was kostet das Ganze?
Nicht einverstanden zeigten sich mehrere Eltern mit dem Hinweis, wonach die ergänzenden und freiwilligen Betreuungsangebote zwischen 7 und 17 Uhr, die beim Modell Halbtagsgrundschule individuell gebucht werden, kostenpflichtig sind, während bei der verpflichtenden Ganztagesgrundschule die Betreuung bis 14.45 Uhr für die Familien kostenlos ist.
„Was habe ich für ein Chance, die verpflichtende Ganztagesschule zu umgehen?“, fragte ein Vater, der sein Kind lieber in einer teilgebundenen Ganztagesschule betreuen lassen würde, wo nicht alle Klassen am Ganztagesangebot teilnehmen. Diese Mischform werde von vielen Experten nicht favorisiert und sei auch Deizisau vom Staatlichen Schulamt nicht empfohlen worden, hieß es. Eine Mutter sagte, sie wünsche sich mehr Wahlmöglichkeiten, zumal nicht alle Kinder die gleiche Förderung bräuchten. Andere Eltern ergänzten, sie wollten ihre Kinder nachmittags lieber selbst betreuen und sie notfalls auch in Schulen der Nachbarkommunen unterrichten lassen.
Matrohs versprach, der Prozess der Meinungsfindung in Verwaltung und im Gemeinderat werde sich auch an der Zahl der Fragebögen orientieren, die zurückgesendet werden. Darin können die Eltern ihre Vorstellungen artikulieren. Aber wenn sich der Gemeinderat schließlich für eine der beiden Varianten der Ganztagsgrundschule entscheidet, gelte dies für alle Jahrgänge, die ab 2026 eingeschult werden. Vermutlich werde die verbindliche Form in einer kleinen Kommune wie Deizisau keine Mehrheit finden, das sei eher in größeren Städten mit mehreren Grundschulen realistisch.